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Schreibforschung gestern und heute – Ein Beitrag zur Schreibförderung
Maryse Nsangou Njikam (Yaoundé/Berlin)
Schreiben spielt in der universitären Lehre traditionell eine wichtige Rolle. Sein besonderes Potenzial entfaltet sich nicht nur als Prüfungsinstrument,sondern es ermöglicht auch den Erwerb von disziplinären Denk- und Handlungsfähigkeiten. Das Ziel des vorliegenden Artikels besteht darin, die Grundlagen der Schreibforschung im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Schreibprozessforschung und der Schreibdidaktik darzustellen. Die Wahrnehmung der Komplexität des Schreibprozesses – insbesondere im afrikanischen Kontext – soll angeregt werden. Die Möglichkeiten, die dessen Erforschung für die Auseinandersetzung mit dem akademischen bzw. wissenschaftlichen Schreiben eröffnet, werden angesprochen.
Digitales Schreiben – Zur Veränderung literaler Praktiken
Katrin Lehnen (Gießen)
Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich Praktiken des Lesens und Schreibens im Zuge der weitreichenden Digitalisierung fast aller Lebensbereiche verändern. Zu diesen Veränderungen zählen u.a. neue Schreib- und Kommunikationsformate wie Facebook, Twitter, SMS,
Whatsapp etc., die insbesondere von Jugendlichen und jungen Erwachsenen exzessiv genutzt werden und eigene Schreib- und Lesepraktiken
hervorbringen. Aus didaktischer Sicht erwachsen aus den neuen Formaten Chancen für den Unterricht an Schulen und Hochschulen. Mit
ihnen lassen sich Lernprozesse teils sehr gut unterstützen. Sie stellen aber auch eine Herausforderung für Lernsettings dar, insofern bisher
kaum Konzepte einer digitalen Lese- und Schreibdidaktik vorliegen. Unter der Perspektive eines sich wandelnden Verhältnisses von gesteuerten institutionellen und informellen selbstgesteuerten Lernprozessen skizziert der Beitrag ausgewählte Tendenzen medienspezifischer Textproduktion und diskutiert ihre Implikationen für die Schreibdidaktik.
Schreiben in der Fremdsprache Deutsch außerhalb des deutschen Kulturraumes: Überlegungen zur Förderung der Schreibkompetenz im Studium« Etudes Germaniques » an der Université d’Abomey-Calavi in Benin
Friederike Heinz (Cotonou)
Als Konsequenz der LMD-Reform an der Université d’Abomey-Calavi wird von den Studierenden der Germanistik zum Abschluss ihres Licence- Studiums das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit verlangt. Die Studierenden kommen jedoch während ihres Studiums mit der Aufgabenstellung Wissenschaftliches Schreiben kaum in Kontakt; vielmehr werden Kreditpunkte durch das Bearbeiten von Klausuren vergeben. Nicht verwunderlich sind daher die erheblichen Schwierigkeiten, welche die Studierenden mit dem Verfassen dieser Arbeiten haben. Doch wie ist das Erlernen wissenschaftlichen Schreibens in der Fremdsprache für Studierende außerhalb des deutschen Kulturraumes möglich? Der Beitrag widmet sich nach der Analyse einer 2015 durchgeführten Umfrage zu den Schwierigkeiten der Studierenden beim wissenschaftlichen Schreiben in der L2 und der Zusammenfassung der Besonderheiten der L2-Textproduktion im Gegensatz zur L1-Textproduktion den Möglichkeiten der gezielten Einübung und Vorbereitung des Schreibprozesses unter Berücksichtigung des Curriculums sowie der Studienbedingungen an der Germanistikabteilung der Université d’Abomey-Calavi. Zur Förderung von wissenschaftlicher Schreibkompetenz an kamerunischen Hochschulen – Evaluationsbericht zu Möglichkeiten und Grenzen des Transfers eines Workshopkonzepts aus Deutschland Lisa Mauritz (Bielefeld) unter Mitarbeit von Liliane Diffo (Yaoundé) Studierende, die ihr Studium in der Fremdsprache Deutsch absolvieren, sind beim akademischen Schreiben oftmals mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert. Vor diesem Hintergrund wurde 2016 an der Université de Yaoundé I (UYI) ein Workshop zum wissenschaftlichen Schreiben durchgeführt, der ursprünglich für internationale Studierende der Universität Bielefeld konzipiert wurde. Das Ziel dieses Artikels besteht in einer Reflexion der Workshop- Durchführung und, damit einhergehend, der Bedarfe und Ressourcen hinsichtlich der Förderung wissenschaftlicher Schreibkompetenz in Kamerun.
Briefe, E-Mails und Motivationsschreiben verfassen – Didaktische Umsetzungen im Germanistikstudium in Kamerun
Anna Zawacki (Dschang)
Die Vermittlung von Schreibfertigkeit ist im Sprachunterricht an einer afrikanischen Auslandsgermanistik an besondere Herausforderungen gekoppelt wie große Teilnehmerzahlen, wenige Medien, Distanz zum Zielland u.a. Diese sollen hier in Bezug auf ein Seminar an der Universität Dschang erläutert werden. Anhand einer Analyse ausgewählter Unterrichtssequenzen, der zugehörigen didaktischen Überlegungen sowie einer Evaluation des Kurses reflektiert dieser Erfahrungsbericht die eigene Lehre und gibt dem Leser gleichzeitig praktische Ideen für den eigenen Unterricht mit an die Hand.
Zur Rezeption wissenschaftlicher Texte durch fremdsprachige Studierende
Silvia Introna (Bielefeld)
Dass der Schreibprozess aus der Wechselwirkung zwischen Rezeptions-, Reproduktions- und Produktionsprozessen besteht, wurde schon vor circa zwanzig Jahren von Jakobs (1995: 92) festgestellt. Ihr Textproduktionsmodell benennt zum ersten Mal gegenüber den vorherigen Schreibmodellen den Leseprozess als relevanten Subprozess des Schreibens. Trotz der Relevanz des Lesens im universitären Alltag erstaunt, dass es bis heute nur vereinzelte Studien gibt, die sich mit der Erforschung der Rezeption wissenschaftlicher Texte auseinandergesetzt haben, insbesondere wenn es um fremdsprachige Leserinnen und Leser geht. Ziel dieses Beitrages ist es, den Forschungsstand zum fremdsprachlichen wissenschaftlichen Lesen im Studium abzubilden und insbesondere die Forschungsmethoden darzustellen, die in diesem Bereich eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang werden die methodologischen Entscheidungen und die Erkenntnisse einer Studie zu Verständnisschwierigkeiten und Bewältigungsstrategien internationaler Masterstudierender beim Lesen wissenschaftlicher Texte in der Fremdsprache Deutsch (Introna 2015) präsentiert.
Das „veloziferische“ Zeitalter. Oder: Goethes Aktualität
Joseph Gomsu (Yaoundé)
In der deutschen und afrikanischen Germanistik sowie in der Literaturgeschichte überhaupt hat der von Goethe geprägte Begriff „Weltliteratur“ eine weitreichende Wirkung gezeigt. Zur Entstehung dieses Begriffs hat, wie dies aus seinen verschiedenen Äußerungen hervorzugehen scheint, die Entwicklung von Kommunikations- und Transportmitteln einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet. Am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat u.a. die Erfindung der Dampfmaschine schon zu einer mechanischen Revolution der Geschwindigkeit geführt; dies hat einen weiteren Globalisierungsschub nach dem Entdeckungszeitalter ausgelöst und die europäischen Nationen sowie Länder außerhalb Europas immer mehr aneinandergerückt. Indem Beitrag wird versucht, einen Zusammenhang zwischen „Weltliteratur“ und „veloziferisch“ als dem anderen von Goethe kreierten Begriff herzustellen. Beide Termini waren damals ambivalent und bleiben es auch heute; hinzukommt, dass sie sich in unserem Globalisierungszeitalter als von brisanter Aktualität erweisen.
„Zu zweit ist man stärker als allein“. Formen interkultureller Kommunikation und Kooperation in neueren deutschsprachigen Afrikaromanen
Bertin Nyemb (Yaoundé)
Kompetentes Verhalten im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Traditionen und Wertvorstellungen ist in der globalisierten Welt besonders gefragt. Der Beitrag geht der Frage nach, wie deutsche Autoren Kommunikation, Kooperation und Interaktion, die in einen europäisch- afrikanischen Kontext eingebettet sind, literarisch inszenieren und welche Erkenntnisse sich für die Gestaltung eines solidarischen Für- und Miteinanders aus ihren Entwürfen gewinnen lassen. Am Beispiel von Hermann Schulz‘ Auf dem Strom (2005) und Sigrid Heucks EMails aus Afrika (2007) soll untersucht werden, welche Konfliktformen in der Begegnung zwischen Afrikanern und Europäern vorgeführt werden. Des Weiteren soll dargelegt werden, dass die gewählten Werke Möglichkeiten einer Annäherung im Zeichen internationaler Solidarität und gegenseitiger Zuwendung aufzeigen.
Les sources allemandes du litige foncier entre l’État du Cameroun et les Bakweri : une analyse des discours relatifs au droit sur les terres de la CDC
Brice Kouakap Ndjeutcham et Esaïe Djomo (Dschang)
Suite au décret présidentiel n° 94 /125 du 14 juillet 1994 portant privatisation de la Cameroon Development Corporation (CDC), de nombreux ressortissants bakweri se mobilisent pour revendiquer leur droit de propriété sur les terres de cette entreprise. Dans leurs écrits, ils font recours aux sources coloniales allemandes. Qu’est-ce qui a été écrit par les Bakweri et les Allemands sur les sources allemandes du litige foncier entre l’État du Cameroun et les Bakweri ? Les chercheurs qui se sont intéressés au problème foncier bakweri n’ont jusqu’ici procédé qu’à une analyse synchronique qui ne tient pas compte de la conformité des discours à l’histoire. Cette contribution montre, à partir d’une approche diachronique de l’analyse du discours et de la confrontation des discours aux faits historiques, que le litige foncier qui oppose l’État du Cameroun aux Bakweri vient du fait que certaines plantations de la CDC sont situées sur des terres bakweri qui ont été illégalement, arbitrairement et violemment acquises pendant la période coloniale allemande. Par ailleurs, elle montre que le discours bakweri et le discours allemand sont conformes aux faits historiques.
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