Mont Cameroun Band 03

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Deutsch am Kreuzpunkt der Mehrsprachigkeit in Afrika

L’allemand au contact de la diversité linguistique en Afrique

Sku: 0047-7 Category: Zeitschrift

Beschreibung

Form und Funktion des Passivs im Deutschen und Bamanankan
Mohamed Larabi Diallo (Bamako)

Der Beitrag widmet sich einer Gegenüberstellung des Passivs im Deutschen und Bamanankan. Zuerst werden die Passivstrukturen in den Vergleichssprachen dargestellt., sodann ihre Funktion in der Alltagskommunikation ermittelt. In dieser Hinsicht zeigt sich, die die beiden Sprachen das Passiv benutzen, wenn der Handelnde unbekannt oder nicht wichtig ist bzw. verschwiegen werden soll.

«Toi aussi tu vas à la Mensa?». Code-Switching in der mündlichen Interaktion zwischen kamerunischen Studierenden in Deutschland
Mireille Mayam Meyanga (Bielefeld)

Für den Außenstehenden ähneln Gespräche unter kamerunischen Studierenden in Deutschland oft einer willkürlichen Mischung aus Satzbrocken in verschiedenen Sprachen. „Was für eine Sprache sprecht ihr eigentlich?“ lautet dann häufig die Frage von Kommilitonen oder Freunden aus anderen Herkunftsländern, die sich auch darüber freuen, „zumindest einen Teil der Unterhaltung verstanden zu haben“.
Das Forschungsinteresse im folgenden Aufsatz richtet sich auf das Phänomen des Code-Switching in der verbalen Interaktion zwischen kamerunischen Studierenden. Die ersten, einleitenden Abschnitte thematisieren die Mehrsprachigkeit und die Rolle der deutschen Sprache im kamerunischen Kontext. Anschließend wird der Sprachkontakt erläutert, um dann konkret auf die Strukturen und Funktionen des Code-Switching eingehen zu können.

Der burkinische Deutschunterricht auf der Suche nach Identität
Jean-Claude Bationo (Ouagadougou)

Der Aufsatz ist ein Plädoyer für die Verwendung der Muttersprachen der burkinischen Deutschlernenden im Prozess des Deutschunterrichts. Mit 65 Volksgruppen ist Burkina Faso ein mehrsprachiges Land. Die burkinischen Deutschlernenden sind tatsächlich mehrsprachenfähig, und die heutigen Herausforderungen der Zweisprachigkeit sollten eine Chance für sie sein, ihre vielfältigen sprachlichen und kulturellen Kompetenzen zu entfalten. Dennoch bietet der Deutschunterricht keine Möglichkeit an, diese Sprachen in den Lernprozess zu integrieren. Daher bleibt die Frage offen: Welcher interkulturell orientierte Deutschunterricht wird in Burkina Faso angeboten, wenn die burkinischen Muttersprachen nicht mitberücksichtigt werden?

Der Diskurs als fait social und Mittel symbolischer Macht bzw. Herrschaft im sprachsoziologischen
bzw. -philosophischen Ansatz

Pierre Bourdieus Georges Claude Massock (Yaoundé/Göttingen)

Die systematische und gegenwartsbezogene Linguistik wird mit dem strukturellen bzw. funktionalen Ansatz des Genfer Sprachwissenschaftlers Ferdinand Mongin de Saussure (1857 – 1913) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dadurch charakterisiert, dass sprachliche Einheiten und semiotische Referenzen im Hinblick auf kommunikative und verständigungsrelevante Effekte konstruiert werden. Doch unter Beachtung der sozialen Bedingungen der Produktion sowie Rezeption sprachlicher Äußerungen nahm Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Linguistik das Erkenntnisinteresse an der sprach- bzw. diskursförmigen Konstitution der Welt zu. Unter Bezugnahme auf den französischen (Sprach)Soziologen und Diskurstheoretiker Pierre Félix Bourdieu (1930 – 2002), für den, anders als für de Saussure, Diskurse als soziale Interaktionen in symbolischer Vermittlung handlungsleitend sind, die Illusion von Wirklichkeit schaffen sowie eine Kontrollfunktion besitzen, geht der Autor im vorliegenden Beitrag dem Zusammenhang von Diskurs und Macht bzw. Herrschaft nach.

Sprache und literarische Verarbeitung der Fremdwahrnehmung.
Das Beispiel der Kolonialliteratur zu Kamerun

Sylvie Nantcha (Freiburg i. Br.)

Das Leben in und zwischen verschiedenen Kulturen impliziert oft eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Sprachen und Fremdsprachen. Einige mehrsprachige Autoren nehmen in ihren literarischen Werken die Vielfalt der Sprachen und der Kulturen des Handlungsortes auf und setzen sie ins Verhältnis. Am Beispiel von zwei ausgewählten Reiseberichten der deutschen Kolonial- und Postkolonialzeit wird die dichterische Fremdwahrnehmung des mehrsprachigen kamerunischen Fremdkulturraums untersucht. Die soziolinguistische, sozialpsychologische und sprachkontaktlinguistische Analyse der Werke von Johannes Ittmann und Heinrich Norden zeigt, inwieweit das Zusammenspiel mehrerer Sprachen und die Fremdsprachenverwendung des Autors in einem literarischen Werk nicht nur die Funktion der Sprache in interkulturellen Sprechkontaktsituationen definiert, sondern auch, inwieweit sie die literarische Verarbeitung der Fremdwahrnehmung des Fremden widerspiegelt. Die Sprache kann je nach literarischer Fremdensprachenverwendung Kommunikationsmittel, kulturelle Identität oder Ursache und Wirkung einer interkulturellen Kultur bzw. Gesellschaft sein. Diese Fremdsprachenverwendung in literarischen Werken würde somit einen bestimmten historischen Kontext und ein kolonialistisches Denkmuster dokumentieren. Untersucht wird das Verhältnis zwischen der literarischen Verarbeitung der Mehrsprachigkeit und der Fremdwahrnehmung des Protagonisten im Sinne von abständiger Identifikation bzw. Teilidentifikation, im Sinne einer subtilen Verkapselung und Enigmatisation der Fremdkultur oder von admirativer Identifikation mit der Fremdkultur und letztendlich im Sinne von Fremdverständnis.

Zwischen Propaganda und Kritik.
Frieda von Bülows Kolonialroman Tropenkoller (1896)

Helga Abret-Brauner (Metz)

Frieda von Bülow (1857-1909) gilt als Begründerin der deutschen Kolonialliteratur belletristischer Prägung. Geweckt wurde ihr Interesse für die Kolonien durch den Ostafrika-Pionier Carl Peters, den sie 1885 kennenlernte und zu dem sie eine tiefe Neigung fasste. Um dessen Bemühungen zu unterstützen, begann sie ihre in Ostafrika gemachten empirischen Erfahrungen literarisch zu verarbeiten und veröffentlichte neben Reiseskizzen und Erzählungen auch drei Kolonialromane, die eine breitgestreute, zum großen Teil weibliche Leserschaft erreichten.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit F. v. B.s Roman Tropenkoller (1896), der, wie alle ihre in den Kolonien spielenden Texte, in propagandistischer Intention geschrieben wurde, doch weicht das Afrikaverständnis dieser Schriftstellerin von den um 1890 verbreiteten Klischees ab. F. v. B. stellt das wenig vorbildhafte Verhalten der Kolonisatoren kritisch dar, plädiert für eine stärkere Anpassung der Europäer an die fremde Kultur und prangert das jede Initiative hemmende Anwachsen der Berliner Bürokratie an. Nach 1899 hat die Autorin konsequent auf die literarische Propagierung der kolonialen Idee verzichtet, wobei persönliche Enttäuschungen und die Einsicht, dass ein die humanen Spielregeln akzeptierender Kolonialismus nicht realisierbar ist, bei dieser Entscheidung den Ausschlag gaben.

Sprache-Bild-Verbindungen im interlingualen und interkulturellen Vergleich.
Teil 1: Definitorische, theoretische und methodische Grundlegung

Gisela Thome (Saarbrücken)

Das hier vorgelegte erste Drittel eines auf zwei Teile angelegten Beitrags versteht sich als theoretische Basis der im nächsten Heft von Mont Cameroun folgenden anwendungsbezogenen Ausführungen zum sprachlichen und kulturellen Vergleich deutscher und englischer Sprache-Bild-Kombinationen, wie sie besonders häufig in fachjournalistischem Textmaterial mit naturwissenschaftlicher Thematik auftreten. Nach der semantischen Festlegung der zentralen Termini multimodaler Text, Interlingualität und Interkulturalität wendet sich die Untersuchung der Frage zu, ob und inwieweit die mit Sprach- und Kulturkontakten befasste Übersetzungswissenschaft oder die vor allem methodisch recht gefestigte Kontrastive Textologie bzw. die auch gesellschaftliche Konventionen und damit explizit auch den kulturellen Aspekt berücksichtigende Zeichentheorie bei der zur Erfassung der Konvergenzen und Divergenzen multimodaler Presseartikel aus den beiden genannten Sprachen durchzuführenden systematischen Gegenüberstellung zweier einschlägiger Korpora Hilfe bieten können. Ergebnis der kritischen Musterung des Forschungsstandes ist ein kombiniert kontrasttextologisch-semiotischer Ansatz, auf dessen Grundlage der für die applikativ ausgerichtete Fortsetzung der Untersuchung geplante interlinguakulturelle Textsubsortenvergleich unternommen werden wird.

Zusätzliche Informationen

Band:

N°3, Décembre 2006

Autoren:

Jean-Claude Bationo; Helga Abret-Brauner, Prof. Dr. phil; Mohamed Larabi Diallo, Dr. phil.; Albert Gouaffo, Dr. phil, ; Georges Claude Massock, M.A.; Mireille Mayam Meyanga, M.A.; Sylvie Nantcha, M.A; Gisela Thome, Dr. phil

Seitenzahl:

160

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