Mont Cameroun Band 8/9

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Wissenskonstruktion und Wissenstransfer in der deutschen kolonialen Reiseliteratur zu Afrika

Construction et transfert de savoirs dans la litterature coloniale allemande de voyage vers l’Afrique

Sku: 0047-3 Category: Zeitschrift

Description

Wissenskonstruktion und Wissensvermittlung. Reflexionen zum Afrikabild in Albert Schweitzers Reisebericht Zwischen Wasser und Urwald
Sylvère Mbondobari E. (Libreville)
Betrachtet man die Bezogenheit des Eigenen und des Fremden aufeinander im Hinblick auf die Wissenskonstruktion, die das bzw. der Fremde und das bzw. der Eigene in Albert Schweitzers Reisebericht Zwischen Wasser und Urwald hat, ergibt sich eine Vielzahl von Möglichkeiten. Bei Schweitzer haben Wissenskonstruktion und Wissensvermittlung vor allem eine kommunikative und eine hermeneutische Funktion. Der Fremde dient vor allem dazu, philanthropischidealistisches Interesse zu präsentieren. Er wird somit dargestellt, um Solidarität mit den Leidenden zu verkünden und die eigene Weltanschauung zu bestätigen. Hier wird die Beziehung zwischen Fremdem und Eigenem zur Verkörperung der eigenen Gesellschaftstheorie und Utopie. Besonders deutlich ist diese Subsumierung des Fremden unter die Perspektive des Eigenen in den Versuchen, bei den Afrikanern eine natürliche Aufnahmefähigkeit für das Elementare der Religion zu entdecken. Die Fremdheit des Anderen wird nur anerkannt, wenn sie den eigenen Vorstellungen entspricht.

Penser le voyage colonial et le vivre au théâtre : Le voyage d’Afrique au théâtre du IIIe Reich (1933-1945)
Esaïe Djomo (Dschang)
Le genre dramatique n’est pas souvent en vue lorsqu’il s’agit de littérature de voyage ou même de voyage dans la littérature. La présente contribution montre comment le théâtre fasciste, médium de diffusion et de consécration de l’oeuvre dramatique, haut lieu de simulation, d’exercice et de diffusion des standards culturels et idéologiques, c’està- dire, dans ce cas, de la Weltanschauung du IIIe Reich, a entrepris de faire à son public vivre sur les planches en Allemagne une aventure à laquelle il n’avait plus droit depuis la défaite de l’Allemagne à la Première Guerre mondiale. A défaut d’effectuer effectivement des voyages dans les colonies comme leurs voisins français ou anglais, les Allemands s’offraient le plaisir en allant revivre au théâtre leurs anciens voyages dans leurs colonies d’une part, et de simuler de nouveaux types de voyage d’Afrique. On en distingue principalement deux : avant le début de la guerre le public assiste aux voyages en aller-retour, dès 1940, peut-être compte tenu des victoires déjà réalisées grâce à la tactique de la guerre-éclair, le théâtre lui propose plutôt des voyages en aller simple. Le thème traité s’y prêtant ou l’imposant, le drame de voyage se démarque de la conception classique et développe sa propre esthétique et jette son dévolu sur ses héros propres, des acteurs de la vie publique allemande ayant joui d’une notoriété reconnue.

Von Hamburg nach Kamerun und zurück. Literarisches Reisen als kulturelle Fremderfahrung und Wissensaneignung am Beispiel der kolonialen Reiseliteratur
Albert Gouaffo (Universität Dschang)
Reise als Fahrt zu einem entfernteren Ort ist seit Anfang aller literarischen Überlieferung Stoff und Form des Erzählens gewesen. Wenn das Reisen in außereuropäische Regionen bis Ende des 18. Jahrhunderts noch ein Privileg einiger Gelehrter und Aristokraten war, wird es im 19. Jahrhundert dank der Erfindung von Dampfmaschinen und sonstigen Verkehrmitteln ein ganz populäres Phänomen. Die Gattung Reiseliteratur hat in jener Zeit Hochkonjunktur. Der Bedarf an Kolonien als Siedlungsgebieten für das überbevölkerte Europa oder an Absatzmärkten für Fertigprodukte aus der dort blühenden Industrie hat die Rezeption kolonialer Reiseliteratur nur noch erhöht. Wenn sich das Lesen von Reiseliteratur zuvor auf eine rein ästhetische Erfahrung fremder Länder und Landschaften reduzierte, wird die Nachfrage nach ihr jetzt um eine pragmatische Dimension erweitert. Für die Daheimgebliebenen wird das literarische Reisen als Reise in den Texten und durch die Texte zum privilegierten Mittel der Erfahrung der Landschaft, der Sitten und der Gebräuche der neuen ‚eigenen’ Landsleute aus den Kolonien. Die Erfahrung der Fremde wird mit der Hoffnung verbunden, irgendwann dort Fuß zu fassen. Fiktion und Realität ergänzen sich. Dieser neue Erwartungshorizont der Leser wird zum Lesepakt, und die Autoren versuchen, diesem Pakt zu entsprechen. Am Beispiel der Kolonialliteratur will der vorliegende Beitrag zeigen, wie die Fremderfahrung der impliziten Leser durch die im Reisetext programmierte Erzählerinstanz rezeptionsästhetisch gesteuert wird. Wir veranschaulichen unsere Analyse mit Beispielen aus der Reisererzählung von Carl Falkenhorst In Kamerun. Zugvogels Reise- und Jagdabenteuer (1887).

Sprachliche Eigenheiten der Berichterstattung über den Finanzmarkt in deutschen wissenschaftsjournalistischen Artikeln
Gisela Thome (Saarbrücken)

Kenntnis und Verstehen der Besonderheiten der in Presseberichten über den global aktiven deutschen Finanzmarkt üblichen Ausdrucksweisen sind eine unverzichtbare Voraussetzung für die vollständige und inhaltlich korrekte Aufnahme der einschlägigen Zeitungsartikel. Da diese erfahrungsgemäß die von Laien meistgenutzten Informationsquellen darstellen, sind ihre Autoren bemüht, das Verständnis ihrer Leserschaft in besonderer Weise zu unterstützen und deren Interesse und Aufmerksamkeit trotz der vergleichsweise trockenen Thematik wachzuhalten. Die dazu eingesetzten Ausdrucksmittel sind aufgrund der nur schwachen Berücksichtigung speziell des Sachgebiets Finanzen in der Fachsprachenforschung bisher noch kaum untersucht worden. Die Analyse von 127 einschlägigen Artikeln aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lässt als besonders häufige Merkmale Fachbegriffe und Sachverhalte erklärende bzw. Personen oder Institutionen vorstellende Vereindeutigungen in Form von Akronymen, Appositionen und Parenthesen erkennen. Ihnen folgen der Frequenz nach feste Wendungen bzw. Phraseme in Gestalt von Funktionsverbgefügen, Redensarten oder geflügelten Worten, die durch ihren Bekanntheitsgrad die Kommunikation erleichtern und eine gewisse Unterhaltsamkeit und Auflockerung bewirken. Letzteres gilt auch für die verwendeten Metaphern, Vergleiche und Personifikationen von Objekten und Sachverhalten. Das ausgeprägte Sprachbewusstsein der Autoren schützt diese allerdings nicht vor textuellen Schwächen, die sich als Verstöße gegen Stil, Grammatik und Logik sowie als schiefe Bilder manifestieren. Gleichwohl kann die Sprache des Finanzmarktes aufgrund ihrer vielfältigen erklärenden, Verständnis erleichternden und die Leseraufmerksamkeit erhaltenden sprachlichen Formen ungeachtet ihres fachlich anspruchsvollen Inhalts als abwechslungsreich und anschaulich und damit leserfreundlich gelten.

Gedächtnis- und Erinnerungspraktiken: Ein Vergleich zwischen oralem Märchenerzählen in Westafrika und den schriftlich fixierten Märchen der Brüder
Grimm Mensah Wekenon Tokponto (Cotonou)

Der vorliegende Beitrag geht auf die Problematik der Gedächtnis- und Erinnerungskultur ein und beruht zuerst auf den mündlichen Märchen und den bei deren Vermittlung verwendeten Erinnerungspraktiken bzw. Techniken in Westafrika, um sie in der traditionellen westafrikanischen Gesellschaft vor der Vergessenheit zu bewahren. Dann lenkt die Arbeit das Augenmerk des Lesers auf die wichtige Rolle der Erzähler und der Zuhörer, die im Vordergrund dieser Gedächtnisarbeit stehen. Außerdem vergleicht die Darstellung die Erinnerungsmethoden des traditionellen Märchenerzählers mit den gesammelten und dann schriftlich festgehaltenen deutschen Märchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Bei dieser Vergleichsanalyse werden Parallelen und Differenzen zwischen der Oralität und der Schriftlichkeit der Märchen in Bezug auf deren Bewahrung herausgearbeitet. Die Untersuchung weist dabei auch auf die Verletzlichkeit mündlicher Märchen und die Verlässlichkeit schriftlich fixierter Märchentexte hin, was deren Haltbarkeit anlangt, und appelliert an den Beitrag, den afrikanische Literaturwissenschaftler zur Rettung oral erzählter afrikanischer Märchen angesichts der Globalisierung zu leisten haben.

L’exil comme manifestation et thérapie de la peur dans Ein Tutsi in Deutschland, le récit de vie de Thomas
Mazimpaka Omer Lemerre Tadaha (Dschang)

Pendant son exil allemand (1990-1998) Thomas Mazimpaka, rwandais de l’ethnie tutsie, affronte ses souvenirs et l’étrangeté de la terre d’accueil où il essaie tant bien que mal de se frayer un chemin. Après sept années de vie pénible dans des foyers d’accueil des demandeurs d’asile, il décide d’expier ses souffrances par le biais de l’écriture. C’est ainsi qu’il va publier en 1998 Ein Tutsi in Deutschland, un récit autobiographique dans lequel il retrace son chemin d’exil et son immigration en Allemagne. Dans ce récit, on découvre un sujet autobiographique qui fait l’expérience de la guerre civile. Ayant peur pour sa vie il adopte l’exil comme stratégie de survie. C’est un personnage qui impute ses souffrances au passé colonial de son pays, le Rwanda. Une analyse autobiographique et psychologique de son opuscule permettrait de voir dans quelle mesure l’exil peut être un fait positif. En insistant sur les causes et les manifestations de la peur dans l’oeuvre de Mazimpaka, on en viendrait à comprendre comment l’environnement extérieur réveille des émotions – qui sommeillent en l’individu – et le contraint à l’action.Surtout on comprendrait comment l’exil, se révélant comme une thérapie de la peur, peut assumer une fonction salvatrice.

German and French Colonisers in the Words of a Cameroonian
Witness Anny Wynchank (Rondebosch)

An analysis of Jean Ikelle-Matiba’s Cette Afrique-là enables us to compare German and French colonisation in Cameroon, as witnessed by the same character who actually lived then. He describes in detail the dedication and high moral standards of the Germans, but also their harshness. In 1918, the Germans were replaced by the French, who allowed the natives much greater freedom. The ruthlessness of the Germans, the casualness of the French and the injustice of their laws are noted but not stressed. However the writer singles out the educational, material and political profits gained from colonisation.(Saarbrücken)

Additional information

Band:

N°12, Mai 2016

Autoren:

Wiebke von Bernstorff, Dr. phil.; Bertin Nyemb, Dr. phil.; Judita Kanjo, Dr. phil.; Maria Becker, Dr. phil.; Antonella Catone, Dr. phil.; Elise Nathalie Nyemb, Dr. phil.; Karl Esselborn, Dr. phil.; Hyacinthe Ondoa, Dr. habil.; Helga Gallas, Prof. Dr. phil.

Seitenzahl:

153

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